Über die Wirksamkeit von Worten

Natürlich – reden kann jeder. Kommu­nizieren kann jeder. Telefonieren auch, klar. Irgendwie. Auch laufen kann jeder. Irgendwie sicher. Die Frage ist ja nur: wie schnell und wie weit?

Und da unterscheidet sich sehr schnell der­ jenige, der das Laufen geübt, trainiert hat, von demjenigen, der es gelegent­ lich tut. Spätestens ab 30 km Strecke werden diese Unterschiede gnadenlos offenbar, weil das für die meisten schlichtweg unbezwingbar ist.

Bei der Kommunikation ist das ähn­ lich: Wenn Sie irgendwas irgendwie daherreden, wird eben auch irgend­ was irgendwo irgendwie verstanden werden. Die Frage ist: wollten Sie, dass dies so verstanden wird? War das der eigentliche Sinn Ihrer Botschaft? Oder müssen Sie jetzt erst wieder ausrücken, um richtig zu stellen: „Aber nein, das war doch ganz anders gemeint…!“ Und genau das ist eine Frage des Trainings, keine Frage der Begabung. Sie müssen kein Genie sein, um Ihre Worte wirksam werden zu lassen. Sie müssen lediglich experimentieren. Ein Beispiel dazu: Sie möchten dem Kunden erklären, dass dieses Produkt natürlich auch Nebenwirkungen im Beipackzettel stehen hat, dass die­se aber für ihn keinerlei Bedeutung haben.

Wenn Sie nun auf die Frage „Hat das auch Nebenwirkungen?“ wahrheitsge­ treu antworten mit „Ja natürlich, was wirkt, hat immer Nebenwirkungen, dieses hat 47 im Beipackzettel ste­ hen!“, dann sollte es Sie nicht verwun­ dern, wenn Ihr Gegenüber die Flucht ergreift. Genau das wollte er ja eben NICHT hören! Und wenn Sie jetzt korrekterweise argumentieren: „Ja, aber er hat das doch gefragt!“, dann haben Sie Recht! Mehr aber auch nicht. Und das nützt Ihnen verdammt wenig. Ihre Worte wurden nämlich wirk­ sam, allerdings nicht im gewünschten Sinne. Die Ursache darin liegt, dass Sie die Frage wörtlich genommen haben und nicht sinngemäß. Das ist etwa so, wenn Sie die Frage „Können Sie mir bitte die Uhrzeit sagen?“ korrekt (aber blödsinnig) mit „Ja klar“ beantwor­ ten… Jeder erkennt, dass diese Frage irgendwie „anders gemeint“ war, Sie etwa nicht?

Und so ist auch die Frage „Hat das Nebenwir­kungen?“ meist anders gemeint, als sie eben in unseren Ohren klingt. Meist bedeutet sie „Ich muss mir doch da hoffentlich jetzt keine Sor­gen wegen der Nebenwirkungen machen, oder?“ oder so ähnlich. Und wenn Sie nun antworten „Sie meinen, ob Sie sich Sor­gen wegen der Nebenwirkungen machen müssen? Also aus meiner Sicht können Sie getrost alles ignorieren, was da so im Beipackzettel steht, solange Sie … beachten“, dann haben Sie die implizite Botschaft aufgegriffen, und dazu Ihre Stellung bezogen. Jetzt wir­ ken Ihre Worte anders, sie beruhigen, sie klären auf, weisen auf Wesentliches hin und unterstreichen relevante Infor­ mationen.

Merken Sie den Unterschied? Hier werden Ihre Worte zur Arznei – erst die Dosis macht das Gift (Paracelsus), und in der Applikation entscheidet sich die Wirksamkeit.Probieren Sie es aus, messen Sie den Effekt, werden Sie effektiv, werden Sie wirksam!